Ein Leben für die Musik

Seit 50 Jahren leitet Otto Groll den Heidener Gesangsverein / Seine Leidenschaft ist das Klavierspielen

Von Sohrab Dabir

HEIDEN. Otto Groll ist ein Meister seines Fachs – vielmehr seiner Fächer. Zum einen ist der gebürtige Dülmener ein begnadeter Pianist. Das hört man, als er sich für ein Fotomotiv an sein Instrument setzt und drauf losspielt. Bereits mit fünf Jahren bekam er von seinem Vater das Klavierspielen beigebracht, damals, im Jahr 1939, kurz bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach. Eine Leidenschaft, die ihn 75 Jahre später noch begleitet und ein bedeutender Teil seines Lebens ist.

Zum anderen ist Otto Groll seit 50 Jahren Chorleiter des MGV Concordia Heiden. „Ich hatte davor bereits den Meisterchor der Chorgemeinschaft Dülmen geleitet. Irgendwann wurde ich von zwei Herren angesprochen, die mich fragten, ob es nicht möglich wäre, den Heidener Chor zu übernehmen“, erzählt Groll. Die Arbeit mit dem Chor gefiel ihm dann so gut, dass er dort blieb und nun seit einem halben Jahrhundert die Stimmen der 48 Sänger der Concordia schult und auf die Bühnen dieser Welt bringt.

Viel erlebt habe er in den 50 Jahren. „Höhepunkte waren die Romreise 2004. Dort haben wir in der Messe im Petersdom gesungen“, blickt der 80-Jährige zurück. Auch die Nordamerika-Reise vier Jahre zuvor gehört zu den Erlebnissen, die ihm aus dieser Zeit in besonderer Erinnerung sind. In China, Nigeria und der Toskana war er mit den Heidenern bereits auch schon.
Chorleitung bedeutet viel Arbeit

Es sei viel Arbeit, solch einen Chor zu leiten, erzählt der Dülmener. Neben der wöchentlichen Probe gehöre auch die Programmgestaltung für das jährliche Konzert zu seinen Aufgaben. Dafür müssten dann die entsprechenden Werke herausgearbeitet werden. Und natürlich muss an den Stimmen gearbeitet werden. „Man muss auf jede Stimme individuell eingehen. Dann die Tenöre und Bässe aufeinander abstimmen“, erzählt er. Eigentlich könne jeder in einem Chor mitmachen. Eine „normale Stimme“ genüge, so Groll. Wichtig sei nur, dass man in der Lage ist, einen Ton bis zu acht Takte lang zu halten.

„Ich selber habe keine tolle Stimme“, gibt der passionierte Musiker zu. Er könne aber sauber singen – das sei wichtig. Dem Heidener Chor bescheinigt er eine „große Begeisterung zum Singen“. Er muss es wissen. Mittlerweile leitet er fünf verschiedene Chöre, davon zwei Meisterchöre.

Wenn er gerade mal keinen Gesangsverein leitet, besucht Otto Groll viele Konzerte mit seiner Frau Heidi. Die Liebe zur Klaviermusik hat er immer beibehalten. Sein großes Vorbild ist Frédéric Chopin. Auch den Chinesen Lang Lang bewundert Groll. Zu Hause spielt er selten. „Ich bin ja ständig unterwegs“, sagt er.

Wie lange er die Concordia noch leiten will? „Bis ich umfalle“, sagt er lachend. Die Arbeit dort mache ihm noch immer großen Spaß. „Was soll ich denn auch zu Hause rumsitzen?“

Borkener Zeitung, 09. Januar 2016


Frédéric Chopin gehört zu den Lieblingskomponisten von Otto Groll. Dessen Werke spielt er gerne am Klavier. Foto: Dabir

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